Um es vorweg zu nehmen: das ist ein ernstes Thema! Aber auf alle Fälle eines über das man offen sprechen sollte. Denn es ist kein Geheimnis: Spielsucht gibt es. In Deutschland zwar weniger als in anderen Ländern aber das macht es nicht besser. Denn spielsüchtig zu sein bedeutet, dass man sein Verhalten nicht mehr kontrollieren kann. Man setzt mehr ein als man sich leisten kann, pumpt seine Freunde um Geld an, spielt einfach viel zu häufig und zu lange. Das sind klare Anzeichen von Spielsucht und obwohl wir keine Therapeuten sind und man im Ernstfall unbedingt professionelle Hilfe aufsuchen sollte, möchten wir euch ein paar wichtige Ratschläge geben. Am besten ist es nämlich von Anfang an verantwortungsbewusst zu spielen und alles zu vermeiden damit eine Sucht gar nicht erst aufkommt. Gehen wir dabei die wichtigsten Punkte der Reihe nach durch:
Einen Anker bei den Einsätzen festlegen
Ein „Anker“ hört sich vielleicht etwas blöd an aber rein psychologisch ist das sehr wichtig. Angenommen du möchtest ein Auto kaufen und schaust zuerst bei Mercedes vorbei. Das Auto das dir gefällt kostet 90.000€. Das ist dir aber zu viel, daher gehst du zu Audi. Da bekommst du ein ähnliches Modell für 85.000€. Immer noch zu viel. Also gehst du zu Ford und findest eines für 55.000€. Du denkst dir, dass das „fast“ die Hälfte vom Mercedes ist – ein unschlagbares Angebot!
Umgekehrt gehst du erst zu Hyundai wo es ein Modell mit gleichem Nutzen für 30.000€ gibt. Hyundai ist aber eher uncool, also gehst du zu Kia. Dort gibt es ihn für 45.000€. Und am Ende landest du doch wieder bei Ford. Irgendwie kommen dir die 55.000€ jetzt wie eine ganze Menge vor. Während du im obigen Fall den Ford als Schnäppchen betrachtest und vielleicht sofort zuschaust, überlegst du im unteren Fall eher ob es sich tatsächlich lohnt 25.000€ mehr auszugeben.
Im einen Fall setzt du einen Anker bei 90.000€ und im anderen bei 30.000€. Dieser Anker spielt dann eine wichtige Rolle wenn es um deine Entscheidung geht.
Und ähnlich ist das auch bei Casino Spielen. Wenn du einen Anker bei 1 Cent Einsatz wählst und einen bei 5€ dann beeinflusst das dein Empfinden für den „optimalen Einsatz“. Stell dir vor du spielst jetzt 100 Sessions mit nur 1c Einsatz. Und plötzlich spielst du mit 1€. Das kommt dir wie ein Vermögen vor im Vergleich. Umgekehrt ist 1€ fast gar nichts wenn du 5€ gewohnt bist.
Was das für dich bedeutet ist klar: Überlege dir im Vorfeld welchen Einsatz du dir auf lange Sicht leisten kannst und dann weiche davon niemals zu weit nach oben ab. Sprich: Verhindere, dass du einen zu hohen Anker setzt. Überlege mal wie es ist wenn du sofort mit 2€ Einsätzen anfängst. Das ist nicht so wenig bei Spielautomaten. Wie schwer ist es dann plötzlich nur noch mit 25c zu spielen? Wie hoch dein Anker sein soll hängt davon ab wie oft und wie lange du spielen möchtest und welche Bankroll du zur Verfügung hast. Die Bankroll ist derjenige Betrag den du regelmäßig für Spielautomaten ausgeben kannst ohne dass es dir weh tut. „Weh tun“ im Sinne von, dass es deine Finanzen nicht stark negativ beeinflusst und du dadurch nicht woanders kürzer treten musst (zB weniger zu Essen hast oder öfter mit der Bahn fahren musst weil du dir gerade keine Tankfüllung leisten kannst).
Den Flow Zustand vermeiden
Casinos sind gut darin seine Spieler in den Flow Zustand zu versetzen. Das ist ein Zustand in dem man völlig in seiner Tätigkeit aufgeht, man verliert das Gefühl für Zeit und nimmt Dinge um sich herum fast nicht mehr wahr. Sportler, Künstler, Autoren, usw. möchten unbedingt in den Flow Zustand weil sie dort Höchstleistungen vollbringen können. Als Spielautomaten Spieler möchtest du das aber nicht. Warum? Weil du dort jegliches Gefühl für Zeit und Geld verlierst. Du kannst im Flow gerne mal 2 Stunden spielen ohne es wirklich zu merken. Du schaust irgendwann auf die Uhr und denkst dir, „was, es ist schon so spät?“. Und auf dem Konto spürst du den Verlust erst wenn eine Meldung erscheint „kein Guthaben mehr, möchtest du jetzt einzahlen?“
Casinos und Spieleentwickler geben sich große Mühe ihre Casinos (vor allem die offline Casinos wie in Las Vegas) oder ihre Spiele so zu gestalten dass es leichter fällt in den Flow Zustand zu kommen. Zum Beispiel hängen keine Uhren in Casinos, so verliert man gleich das Zeitgefühl. Bei Spielautomaten gibt es Autoplay Funktionen wo man gar nicht mehr drücken muss. Spielautomaten signalisieren dass man gewonnen hat obwohl der Gewinn niedriger als der Einsatz ist (also ein Verlust ist). Das nennt sich Losses Disguised as Wins. Man spielt sich damit leichter in einen Rausch und merkt eigentlich gar nicht, dass man eigentlich verliert. Irgendwann fragt man sich warum man so hoch im Minus ist obwohl man eigentlich „ständig gewinnt“…
Der beste Weg diesen Flow zu verhindern ist sich dessen bewusst zu werden. Lerne die Tricks der Casinos und so mancher Spielautomaten kennen. Wenn du ins Casino gehst, nimm eine Armbanduhr mit. Spiele am besten nicht mit Autoplay und vermeide Automaten mit Losses Disguised as Wins.
Je öfter du überlegen und Entscheidungen treffen musst, desto schwieriger ist es in den Flow zu kommen. Also bei Roulette oder Blackjack ist es unwahrscheinlicher als bei Video Poker. Und dort wiederum unwahrscheinlicher als bei Spielautomaten. Es gibt einen Grund warum Spielautomaten die größten Umsätze bringen…
Lieber im Internet spielen – aber richtig
Oft wird von Lobbyisten argumentiert, dass online Casinos gefährlicher sind weil man theoretisch die ganze Zeit spielen und einen niemand kontrollieren kann. Mal ehrlich: es gibt so viele Fälle von offensichtlich Spielsüchtigen, die selbst in den reguliertesten Casinos nicht daran gehindert und sogar noch weiter mit Gratisgetränken an der Stange gehalten wurden. Dieses Argument ist veraltet. Erst recht wenn es um seriöse online Casinos geht, die einen regelmäßig unterbrechen und warnen. Es erscheint eine Meldung wie „du hast jetzt erst einmal genug gespielt, mach doch mal 5 Minuten Pause“. Das dient dazu dich aus dem Flow Zustand zu werfen und ist höchst effektiv. Du kannst bei seriösen Casinos auch ganz klar deine Limits aktivieren und nicht so einfach ausschalten. Bzw. bis du sie wieder ausschalten konntest bist du auch wieder aus dem Flow.
Deswegen solltest du das sofort machen wenn du dich in einem Casino registrierst und vor hast zu spielen.
Was außerdem gegen offline Casinos spricht ist die sehr viel schlechtere Auszahlung. Online bekommt man oft 97-98% zurück. Das heißt mit seiner Bankroll kann man tatsächlich sehr lange spielen. Bei live Spielautomaten in Casinos, Spielotheken usw. kann die Auszahlung auch mal 60% betragen. Jetzt überlege einmal: wie viel länger kannst du mit einer Auszahlung von 98% spielen im Vergleich zu 60%. Die Antwort ist: sehr viel länger! Sagen wir einmal du setzt dir ein Verlustlimit von 100 Euro und spielst mit 1 Euro Einsätzen. Bei einer Auszahlung von 60% kannst du 250 mal setzen und mit 98% 5000 mal – das ist das 20-fache! Du kannst also online theoretisch 20 mal so lange spielen wie live und kommst unterm Strich mit dem gleichen Verlust raus. Damit führt man die ganze Diskussion ad absurdum, denn der Spielerschutz könnte live noch so gut sein, so ein Unterschied lässt sich nicht kompensieren. Oder denkst du du wirst für jede Stunde die du in einer Spielothek spielst 20 Stunden online oder mobil spielen? Das bezweifle ich. Anführen könnte man natürlich noch den Zeitverlust der natürlich auch wertvoll ist.
Wie komme ich vom Automaten spielen weg?
Ein relativ einfacher Schritt ist es zunächst sich auf andere Spiele einzulassen. Wir alle wissen um die Vorteile von Spielautomaten und wie verlockend sie sein können. Nur für die wenigsten ist es möglich einfach zu sagen sie hören komplett damit auf – von heute auf morgen. Oft muss man kleine Brötchen backen. Wenn man den Fokus weg von den Spielautomaten bekommt ist bereits viel gewonnen. Die Auswahl in Spielotheken ist grundsätzlich schlecht, hier hat man außer Spielautomaten praktisch keine Auswahl. Online sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Es gibt etliche Spiele die auch ihre Vorzüge haben aber der Suchtfaktor weit geringer ist. Die besten Spiele hierfür sind vor allem Tischspiele die mit geringer Geschwindigkeit ablaufen wie Blackjack, Roulette, Baccarat, Craps, usw. Auch diese Spiele haben ihren Reiz gerade die live Dealer Spiele. Schau sie dir einmal in einem guten Casino wie LeoVegas an. Ziel ist es nicht dass du jetzt noch mehr im Casino spielst weil du eine größere Auswahl hast. Das Ziel ist es jedes „süchtige Verhalten“ auszuschließen bzw. zu reduzieren und das geht am besten indem du Spiele meidest für die du eine Schwäche hast. Dann ist es eben ratsam die Spielzeit auf andere Spiele zu verlagern um von Automaten weg zu kommen.
Weiterführende und nützliche Seiten:
Da es scheinbar kein nützliches Forum mehr gibt in dem sich Spielsüchtige austauschen können steht es jedem frei die Kommentarfunktion zu benutzen und sich mit anderen auszutauschen.
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Ich finds toll dass hier dieses Thema mit aufgegriffen wird, sieht man leider viel zu selten. Meiner Meinung nach wird der selbstregulierende Eingriff viel zu wenig thematisiert. Schaut euch mal die ganzen Casino Reviews an. Da wird wirklich über alles geredet, selbst die banalsten Sachen. Aber keiner schreibt darüber welche Möglichkeiten man hat sich selbst einzuschränken. Vielleicht weil es kein Geld bringt? Keine Ahnung. Aber für mich muss ein gutes Casino da alles anbieten was möglich ist. Am wichtigsten ist für mich ein Limit beim Einsatz und bei der gespielten Zeit. Ich will sagen können: nie mehr als 1 Stunde am Tag und maximal 200 Euro Umsatz. So ist das klar definiert. Da weiß ich ich muss die eine Stunde sinnvoll nutzen und ich darf auch kein zu hohes Limit spielen sonst sind die 200 Euro gleich wieder vorbei. Aber das gehört auf alle Fälle dazu.
Find ich korrekt das ihr darüber schreibt. Bei mir ist auch jemand im Freundeskreis betroffen, allerdings spielt er nur offline in Spielotheken. Finde es sehr scheinheilig das solche Einrichtungen legal sind und sich niemand um die Spielsüchtigen kümmert. Aber online soll viel schlimmer sein und deswegen nicht legalisiert. So ein Käse.
Was ich aber eigentlich fragen will: hat jemand so einen Fall das es einen Freund betrifft und wenn ja? Wie kann man ihm helfen? Wir versuchen ihn schon immer irgendwie „abzulenken“ indem wir mehr mit ihm machen aber wenn wir mal nach ein paar Bierchen heim fahren fährt er trotzdem noch vorbei und zockt. Für mich ist das schon süchtig weil er auch eher wenig Geld hat und sich immer mal auf ein Bier einladen lassen muss. Er selbst sagt aber er spielt halt gern und hat sich unter Kontrolle.
Ich habe letztens meinen Papa am Spielautomaten erwischt. Damals habe ich mir nichts gedacht aber gestern hat er auch noch online gespielt am PC. Was ich sehr komisch finde. Immerhin sagt er er war nur mit Kumpels am spielen und wollte halt dazu gehören. Jetzt habe ich Angst dass er spielsüchtig ist. Was kann ich machen? 🙁
Hier scheint wirklich jemand Ahnung zu haben. Sowas wie „Flow“ liest man normalerweise selten und erklärt Spielsucht eher mit dem Kick den man erfährt. Aber der Kick ist an Automaten sowieso recht gering schließlich verliert man zu 80% und die wirklich großen Gewinne sind zu selten dafür. Meiner Meinung nach hat man am Roulette Tisch einen wesentlich größeren Kick eben weil man häufiger ein Erfolgsgefühl hat. Bei Automaten kommt man sich manchmal schon so vor als würde man einfach stupide drauf herum klicken und kann sich fragen was das eigentlich soll (wenn halt so gar nichts läuft). Aber eben das versetzt manche scheinbar in den Flow und aus diesem Zustand will man für gewöhnlich nie wieder raus. Also wenn ich süchtig wäre wäre das jetzt das erste worauf ich achten würde. Eben das zu verhindern…
ohhhh baby
Seitdem ich gemerkt habe dass ich manchmal etwas komisch werde wenn ich spiele habe ich angefangen zu recherchieren und bin damals auf diesen Artikel gestoßen. Ich konnte mich da 100% wiedererkennen. Danke dafür!
Jedenfalls was ich seitdem mache ist mehr an progressiven Automaten zu spielen. Warum? Einfach deshalb weil da die Varianz viel größer ist. Man gewinnt seltener dafür höher. Oft verliert man so lange bis man keine Lust mehr hat. Man bekommt nie das Gefühl weitermachen zu müssen weil man regelmäßig gewinnt. Zumindest ist das bei mir so. Unterm Strich zahle ich zwar mehr so lange ich den unrealistischen Pot gewinne aber das ist es mir wert weil ich automatisch weniger spiele oder halt nur so lange ich Lust habe. Da gibt es keinen Zwang oder so.
Die Frage ist doch immer wo Sucht anfängt und wo sie aufhört. Ich würde da eben nicht nach dem Volumen gehen sondern eher nach der Intensität. Also wie verhält man sich wenn man spielt (auch wenn es nur kurz ist kann man Suchtverhalten zeigen). Ist ja gut möglich dass man 12 Stunden am Tag arbeitet und nie spielen kann aber trotzdem an nichts anderes mehr denkt und wenn man dann spielt interessiert einen sonst nichts mehr. Das ist für mich süchtiger als jemand der mehrere Stunden täglich spielt aber keine Entzugserscheinungen hat wenn er mal ein Wochenende Pause macht. Oder?
Diese sollte grundsätzlich bei rund 96 Prozent liegen.
Ich frage mich immer ob es nicht besser wäre wenn zB Spielautomaten so schlecht bezahlen dass es jeder kapiert dass sie nur Geld fressen. Andererseits ist das aber in Spielotheken eigentlich der Fall und trotzdem kann man sicher nicht behaupten das es weniger Spielsüchtige gibt. Aber wenn die Auszahlung gut ist bleiben sie länger an den Automaten, dafür haben sei auch mehr für ihr Geld sozusagen. Klingt jetzt blöd aber ist halt so. Ich setze mir immer klare Limits zB von 100€ die Woche und mehr kann ich auch nicht einzahlen bei den Casinos wo ich angemeldet bin. Bzw spiel ich dann nur bei einem einzigen Casino.